- Rosas Cantares
In Spanien beginnt die Weihnachtszeit mit der Lotterie «El Gordo»

Raquel Garcia Sanchez gibt uns Einblick in die spanische Weihnachtskultur. Sie ist reich an Bräuchen und Traditionen.
In Spanien wird die Weihnachtszeit jeweils am 22. Dezember mit der Lotería Nacional de Navidad eingeläutet. Die Weihnachtslotterie gilt gemessen an der Gewinnsumme als grösste und älteste Tombola der Welt. 200 Euro kostet ein ganzes Los; beliebt bei den Spaniern ist jedoch der sogenannte Décimo. Das Zehntellos kann für erschwingliche 20 Euro erstanden werden. «Wir bilden gerne Tippgemeinschaften – mit der Familie, Freunden oder unter Bürokollegen», sagt Raquel Garcia Sanchez, Koordinatorin für Vertrieb und Marketing im Cortijo Rosas Cantares mit zehn charmanten, restaurierten Bauernhäusern.
2018 wurden an der Weihnachtslotterie mehr als 2,4 Milliarden Euro ausgeschüttet, darunter 172-mal ein Hauptgewinn von vier Millionen Euro für ein ganzes Los. «El Gordo» (Der Dicke) wird dieser Hauptgewinn genannt. Es werden auch viele kleinere Summen verteilt. Die Ziehung der Glückszahlen dauert jeweils mehrere Stunden und wird vor einem Millionenpublikum live im Fernsehen und Radio übertragen. «Der 22. Dezember ist unser Gesundheitstag, denn wer nichts gewinnt, freut sich darüber, dass er gesund ist», sagt Raquel Garcia Sanchez und lacht.

Am 24. Dezember ist Heiligabend oder La Nochebuena, wie das Fest in Spanien genannt wird. An diesem Abend kommt die ganze Familie zusammen. Es werden Köstlichkeiten aufgetischt: Als Vorspeise gibt es verschiedene Tapas und Meeresfrüchte. Der Hauptgang besteht häufig aus Lamm oder Fisch. Abgerundet wird der Festschmaus mit der Süssspeise Turrón, ein leckeres Mandelnougat.
Um 24 Uhr beginnt die Mitternachtsmesse – für viele Menschen gehört der Gottesdienst zur Feier des Weihnachtsfestes.
Der 25. Dezember wird in der Regel ebenfalls im Familienkreis gefeiert. In den meisten Wohnstuben steht eine Weihnachtskrippe. Viele Spanier stellen auch einen reich dekorierten Christbaum aus Plastik auf. «Die wenigsten benutzen bei uns eine echte Tanne», sagt Raquel Garcia Sanchez, die seit acht Jahren in Zug wohnt und als Spanischlehrerin arbeitet.

Zur spanischen Weihnachtskultur gehört auch der Tag der unschuldigen Kinder (Día de los Santos Inocentes) am 28. Dezember. Der Name geht auf die Gräueltaten Herodes zurück. Der römische Klientelkönig hat angeblich kurz nach der Geburt von Jesus Christus alle männlichen Säuglinge in Bethlehem töten lassen. Das hat er gemacht, weil ihm der Geburtsort von Jesus nicht verraten wurde. Herodes sah Jesus als seinen künftigen Konkurrenten an. Am 28. Dezember geniessen die Kinder Narrenfreiheit. Sie dürfen so viele Streiche spielen, wie sie wollen. Auch die Erwachsenen sind zum Scherzen aufgelegt. «Die Zeitungen überbieten sich an diesem Tag mit originellen Falschmeldungen», erzählt Raquel Garcia Sanchez.
31. Dezember: Eine bei Ausländern besonders beliebte spanische Tradition ist das Verzehren von zwölf Weintrauben (Uvas des suerte) beim Glockenschlag um Mitternacht. Diese Glückstrauben symbolisieren die zwölf kommenden Monate. Bei jeder Weintraube darf man sich etwas wünschen. «Ich empfehle, kernlose Trauben zu essen, sonst besteht die Gefahr, sich zu verschlucken und dann geht ein Wunsch nicht mehr in Erfüllung», sagt Raquel Garcia Sanchez.

Am 5. Januar wird in vielen Städten die Ankunft der Heiligen Drei Könige in Form eines Umzugs gefeiert. Die Besucher erfreuen sich jeweils an einem ganz besonderen Lichterspektakel. Die Heiligen Drei Könige reiten auf ihren Kamelen durch die Stadt und werfen den Kindern Bonbons zu.
Die Weihnachtszeit in Spanien endet mit dem Dreikönigstag am 6. Januar. An diesem Familienfest werden Geschenke verteilt. Die Kinder freuen sich speziell auf die Bescherung, denn sie haben ein paar Tage zuvor ihren Wunschzettel an die Heiligen Drei Könige geschrieben.
Auf dem Tisch steht auch ein Dreikönigskuchen (Roscón de Reyes). Wer in seinem Stück Kranz eine kleine Figur findet, darf die Krone aufsetzen und für einen Tag König sein. «Im Kuchen ist auch eine Ackerbohne versteckt. Wer diese findet, muss den Roscón de Reyes bezahlen», sagt die gebürtige Madriderin Raquel Garcia Sanchez.

Autor: Thomas Wälti